Ulrike Scheuermann – Autorin – Psychologin – Mensch
Innerlich frei: Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen

Wert- und gehaltvoll, klug und philosophisch

Gleich vorneweg: Ich lese viel. Sehr viel sogar. Und mir begegnen viele tolle Bücher. Aber selten verlangt mir ein Buch so viel Respekt ab, wie das Buch von Ulrike Scheuermann: „Innerlich frei. Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen“. Die Gedankengänge im Buch haben mich dazu geführt, mein eigenes Buch noch besser zu verstehen und viele der von mir angesprochenen Aspekte weiterzudenken…

Psychologie und Philosophie für den Alltag

Auf klar nachvollziehbare und schön lesbare Art und Weise führt Ulrike Scheuermann an bekannte und gut untersuchte Phänomene der Psychologie heran. Sie beleuchtet Konzepte wie z.B. „Übertragung und Gegenübertragung, kontingentes Selbstwertgefühl, Ambiquitätstoleranz, Selbstobjektifizierung, …“ und belässt es dann aber nicht beim „Erklären“. Und genau da beginnt der absolute Mehrwert des Buches.
Ulrike Scheuermann denkt nämlich die Konzepte weiter – in ihrer Bedeutung für die Welt als solches. Und so bringt sie den Leser dazu, innezuhalten und über sich selbst und sein eigenes Verhalten anders als üblich nachzudenken. Mir kam oft in den Sinn: wie liebevoll-philosophisch sie schreibt! (Und „nein“, mir war es nicht zu philosophisch – denn mit philosophischen Texten hängt man mich eigentlich eher ab.)

Klare Worte in Richtung Motivations-Gurus und Selbstoptimierungswahn

Ulrike Scheuermann spricht mir so sehr aus dem Herzen, was die vielen selbsternannten Motivations-Gurus und den Selbstoptimierungswahn der Menschen angeht. Auch ich schaue in meinem eigenen Buch sehr kritisch und sorgenvoll auf die unzähligen Vortragsredner, Coaches und Trainer, die sagen: „Du musst nur wollen! Hol‘ Dir die Welt! …. “
Fatal ist, was da passiert! Denn die „Nicht-Erfolgsgeschichten“ aus solchen Guru-Botschaften werden nirgends kommuniziert. Diejenigen, denen die Selbstoptimierung nicht gelingt, sind anschließend wahrscheinlich frustrierter, hoffnungsloser. Weil die Botschaft der Gurus ja lautet: „Und wenn Du es nicht schaffst, dann warst du nicht diszipliniert genug oder hast es nicht genug wollen“.
Ulrike Scheuermann verdeutlich diese Abwärtsspirale ganz klar und gibt den Lesern eine Möglichkeit an die Hand, wie man stattdessen sich entwickeln kann, nämlich: „ Sich so annehmen, wie man ist und verstehen, warum man so ist, wie man ist!“
Bevor man sich über etwas ereifert, sollte man „Einhalt“ erlernen: Verstehen, anstatt zu urteilen. Mir hat es extrem gut gefallen, wie Ulrike Scheuermann Stellung bezieht zu den Methoden der Selbstoptimierung und diese enttarnt als „ …. eine vom Zeitgeist geprägte Mode oder kluge Marketingstrategie …“ (S. 89) Auch die Methode des ‚Positiven Denkens‘ zählt Scheuermann zu solchen Methoden und da stimme ich ihr voll und ganz zu. Bravo, Ulrike Scheuermann! Bravo!

Meine Leitsätze aus dem Buch

Aus jedem Buch, das ich lese, schreibe ich mir die Kerngedanken raus, die mich besonders angetriggert haben. Aus dem Buch „Innerlich frei“ sind es folgende Impulse, die ich von Ulrike Scheuermann geschenkt bekommen habe:

  1. Nicht die ungeliebten Seiten unserer Person und die schwierigen Zeiten im Leben sind das Problem, sondern der Kampf gegen sie. (S. 78)
  2. Lassen wir Glück und Perfektion da, wo sie hingehören: zu den Sternstunden des Lebens. (S. 100)
  3. Worüber wir uns ereifern, das ist nur der Spiegel unserer selbst. Also nutzen wir ihn. (S. 125)
  4. Sobald es weder um Überzeugen, Rechthaben, Gewinnen noch um rhetorische Brillanz und Schnelligkeit geht, sondern um‘s Verstehen statt um’s Urteilen,
    öffnet sich ich den Beteiligten und im Kommunikationsraum ein Feld entwicklungsbereiter Offenheit. (S. 152)
  5. Wenn der Tag nicht Dein Freund war, dann war er Dein Lehrer! (S. 199)

Fazit:
Eines der besten Psychologie- / Lebensführungs-Bücher, die es derzeit in Deutschland gibt. Klug, umsichtig, nach vorne denkend, Zusammenhänge begreiflich machend, Wege aufzeigend. DANKE, Ulrike Scheuermann!

PS – Postskriptum

Und wann fühlst du dich innerlich frei?

Denk mal drüber nach …

Du weißt ja: Erkenntnisse klären, Handeln verändert!