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Nutzen:   Kluge Impulse, die dir helfen, dich selbst und die Situation besser einzusortieren

 

Die Gedanken sind frei! Wir sind frei!

„Tanja, wie geht’s Dir? … Wie geht’s Euch?“ In den letzten Wochen bekomme ich viele Anrufe. Und immer werden mir diese beiden Fragen gestellt. Meine Antwort darauf ist seit Wochen die gleiche:

„Mir geht’s gut! Uns geht’s gut! Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe und ich fühle, wie viel Kraft und positive Energie ich in mir trage!“

Die Tanja kann leicht reden…

Okay, es stimmt schon. Das kann ich leicht sagen, da ich hier gefühlt in einem kleinen Paradies wohne. In direkter Nachbarschaft zur kraftspendenden Natur. Nicht erst seit Corona nutze ich jede Möglichkeit, einfach raus in die Natur zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Und auch als ich in Hamburg, Berlin oder im Ruhrgebiet gelebt habe, auch dort war ich so viel wie möglich draußen unterwegs. An der frisch-brisigen Alster. An der sonnigen und kunterbunten Spree. Am wunderschönen Baldeneysee. Draußen sammle ich Ruhe, Kraft und Zuversicht. Draußen kann ich meine Sorgen gut los- und ziehenlassen. Wer in der Natur unterwegs ist, richtet nach kürzester Zeit seinen Kopf auf und seinen Blick nach vorne. Und genau diese körperliche Haltung überträgt sich auf meine innere Haltung. Immer.

Meine Kollegen Beate und Olaf Hofmann nennen das übrigens liebevoll „Vitamin N“. Sie haben ein lesenswertes Buch mit dem Titel „Einfach raus!“ dazu geschrieben. „ …Ein kurzer Spaziergang am Morgen, ein paar wohltuende Sonnenstrahlen in der Mittagspause, ein spontanes Picknick im Grünen – es braucht nicht viel, um die Natur als Quelle innerer Ruhe, Ausgeglichenheit und Widerstandskraft zu nutzen. …“

Zuhause sterben die Leute!

Meine Mutter sagt immer „Zuhause sterben die Leute!“. Vermutlich hat mich dieser Satz mein Leben lang unbewusst dazu angetriggert, raus in die Natur zu gehen. Und tatsächlich glaube ich in der Art und Weise, wie die Menschen mit der Corona-Lage umgehen, einen Unterschied zu bemerken.

Diejenigen, die raus in die Natur gehen, gehen meiner Wahrnehmung nach insgesamt befreiter und zuversichtlicher mit der jetzigen Situation um.
Diejenigen, die „Zuhause“ bleiben, sich abschotten und eventuell sich stundenlang den Social Media Kanälen hingeben, sind für mich wahrnehmbar deutlich „düsterer“ eingestellt.
Eine weitere für mich spannende Wahrnehmung: viele von denen, die raus zu den Demos gehen, sind nicht wirklich „draußen“. Es fühlt sich für mich an, als ob sie innerlich eingesperrt sind. Verbarrikadiert im eigenen Kopf-Wohnzimmer. Übrigens: Wer es sich dort einmal gemütlich eingerichtet hat, tut sich schwer mit notwendigen Veränderungen. Eben wie meine Mutter so schön sagt: „Zuhause sterben die Leute!“

Die Gedanken sind frei!

„Die Gedanken sind frei! …“ Wenn meine Oma früher dieses Lied vor sich hingesungen hat, so habe ich ihr immer gerne gelauscht. Die Bedeutung der Strophen allerdings habe ich als Kind nicht erfasst. Der Bezug zu den Erlebnissen im 2. Weltkrieg war noch gar nicht in meinem Bewusstsein. Auch heute noch mag ich die Melodie sehr. Mir gefällt diese moderne Interpretation des Liedes des Knabenchors Hannover extrem gut! Vor allem den Kontrabass finde ich gigantisch.

 

 

Seit einigen Tagen schleicht sich die Melodie hin und wieder in meinen Sinn. Und zwar immer dann, wenn sich die Menschen beklagen, schimpfen, über andere hetzen und jammern. Wenn ich das höre, dann denke ich: Verlass doch endlich dein Kopf-Wohnzimmer…. Wir leben in einem freien Land! Niemand von uns wird unterdrückt! Beide sind frei! Die GEDANKEN UND WIR  …

Die Grenzen öffnen sich.

Urlaube sind zeitnah wieder möglich bzw. sind dies schon. Ich muss gerade aufpassen, dass ich meine Mitmenschen nicht abwerte…. Als ob das das Wichtigste der Welt wäre. …

Ja, auch ich liebe Urlaube – vor allem die, in welchen ich raus in die Natur kann. Wie gesagt: dort bekomme ich meinen Kopf frei. Das Blogbild ist bei meinem Aufstieg zur Marteller Hütte auf 2.610 m in Südtirol entstanden. Als ich oben angekommen bin, waren einige Menschen rund um die Hütte verstreut. Wie aus dem Nichts begann ein Wanderer an einem Tisch zu singen. Ein weiterer, der gerade – scheinbar zufällig – den Weg entlang kam, stimmte sanft mit ein. Und plötzlich befand ich mich inmitten eines Flashmops. Auf 2.610 Metern…. „Dieser Weg wird kein leichter sein …“

Wir werden es schaffen …

Auch wenn ich die Gesinnung des Sängers des Liedes ablehne, möchte ich doch die Bedeutung des Textes unterstreichen!“ Keiner sagt, dass es leicht werden wird! Es wird bestimmt sogar anstrengend. Aber wisst Ihr was? Eines Tages blicken wir zurück und sagen: „Wir haben es geschafft! “

Übrigens: der Weg hoch zur Marteller Hütte war für mich bei meinem Gewicht durchaus eine Herausforderung. Ich war mir aber immer sicher: ich pack‘ das! Der Weg war steinig und er war steil. Die Natur hat mir die Kraft gegeben, dort hoch zu kommen. Und meine Gedanken waren frei…. Ich bin frei!

PS – Postskriptum

Und in welchem Kopf-Wohnzimmer hast du es dir gemütlich gemacht?

Denk‘ mal drüber nach ….